Wir wünschen uns ein sichtbares Zeichen der Erinnerung – Stolpersteine in Oberkirch

Wir wünschen uns ein sichtbares Zeichen der Erinnerung – Stolpersteine in Oberkirch

Mehr als 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stehen wir vor einer gesellschaftlichen Aufgabe, die auf die lange Liste der großen Probleme unserer Zeit geschrieben werden muss: Erinnerung ohne Zeugen.

Hatte bisher wohl jede:r von uns noch einen Menschen in der Familie, der aus eigener Erfahrung, eigenem Erleben – oder besser gesagt: eigenem Überleben – aus den Kriegsjahren berichten konnte. Der Lauf der Zeit will es, dass wir immer weniger dieser Zeitzeugen haben werden. Bis hin zu dem Tag, an dem es niemanden auf der Welt mehr gibt, der den Zweiten Weltkrieg selbst erlebt hat. Wer hält dann die Erinnerung an diese schlimme, schreckliche Zeit hoch? Wer erinnert uns an die Verbrechen und Grausamkeiten? Wer mahnt uns, dass es wichtig ist, sich gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Religion aufzubegehren? Es wird niemand mehr da sein, der uns von den kleinen Wundern erzählt – wie Menschen im Verborgenen geholfen haben oder im Widerstand ganz offen ihr Leben riskierten.

Aus diesem Grund haben wir in unserem Ortsverein bereits vor anderthalb Jahren begonnen, uns über eine bestimmte Form der Erinnerung zu informieren und darüber zu diskutieren. Wir sind überzeugt, dass wir der Opfer von Verfolgung und Vernichtung gedenken müssen und wollen in Oberkirch das Projekt „Stolpersteine“ von Gunther Demnig anstoßen.

Bereits im Mai hatten unsere Vorstandsmitglieder Daniel Busam und Saskia Ganter die Gelegenheit, sich in einem Gespräch mit Jenny Haas vom Aktionsbündnis „Aufstehen gegen Rassismus“, Offenburg intensiv über das Projekt „Stolpersteine“ auszutauschen. Jenny Haas war und ist maßgeblich an der Umsetzung der Stolpersteine in Offenburg beteiligt und kümmert sich bis heute um die Pflege der Steine. Außer vielen Informationen über das Projekt, das optimale Vorgehen und möglicher Hinderungsgründe haben wir von Jenny Haas auch das Angebot erhalten, uns bei der Durchführung des Projekts mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Darüber hinaus ist noch für 2022 eine weitere Informationsveranstaltung angedacht, zu der auch interessierte Bürger:innen und Vertreter:innen der anderen Fraktion im Gemeinderat und politische Aktiven in Oberkirch eingeladen werden sollen.

Bei den „Stolpersteinen“ handelt es sich um ein Kunstprojekt – jeder einzelne Stolperstein ist somit ein dezentrales Kunst-Denkmal! Die Idee hierzu stammt von Gunter Demnig, der die Aktion bis heute federführend leitet. Sein Credo lautet: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Jeder einzelne Stein ist handgefertigt, die Inschrift von Hand mit Schlagstempeln eingeschlagen. Stolpersteine werden verlegt für Menschen aus allen durch die Nazis verfolgten Gruppen, wie bspw. Menschen jüdischen Glaubens oder jüdischer Abstammung, Angehörige der Sinti und Roma, homosexuelle Männer, Zeugen Jehovas oder auch Opfer der sogenannten „Euthanasie“. Verlegt werden die Steine vor dem letzten selbst bzw. frei gewählten Wohnsitz, auf öffentlichem Grund (bspw. Gehweg).

Wir werden uns weiter mit diesem Projekt für Oberkirch beschäftigen und hoffen, hier noch im Jahr 2022 aktiv auf unsere Fraktion und den Gemeinderat herantreten zu können.

SPD Oberkirch
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