Vermeidung rassistischer Sprache

Vermeidung rassistischer Sprache

Verkürzt könnte man ein bekanntes Zitat vom englischen Schriftsteller Charles Reade zusammenfassen mit „Gedanken werden Worte werden Taten“. Unsere Handlungen nehmen immer den gleichen Weg: zuerst ist da ein Gedanke, der sich dann in Worte formuliert und abschließend zur Tat wird. Gedanke. Sprache. Handlung. Somit lässt sich sagen: unsere Art zu sprechen hängt untrennbar mit unserer Art zu handeln – unserem Sein – zusammen.

Kaum einer wird bestreiten, dass der Ton innerhalb der Gesellschaft – egal ob digital oder analog – in den letzten Jahren spürbar rauer geworden ist. Immer öfter ist die Rede von einer um sich greifenden „Sprachpolizei“ oder auch davon, dass man heutzutage nichts mehr sagen dürfte. Tatsächlich ist jedoch das Gegenteil der Fall: es gab in der Geschichte unseres Landes keine Zeit, in der man mehr sagen durfte als heute, ohne dafür eine Strafe befürchten zu müssen.

Was parallel zur Verrohung unserer Sprache jedoch tatsächlich zugenommen hat, ist der Widerspruch. Dieser jedoch ist nichts anderes als eine konträre Meinung. Wenn jemand nun also rassistische, gewaltverherrlichende, frauenfeindliche oder homophobe Sprache verwendet und dafür von seinem Gegenüber kritisiert wird, hat dies nichts mit einer „Verbotskultur“ oder „Sprachpolizei“ zu tun. Es gibt kein Recht darauf, verletzende Sprache widerspruchslos verwenden zu dürfen. Wenn jemand für sich die (Meinungs-)Freiheit einfordert, sprechen zu dürfen wie ihm der Schnabel gewachsen ist muss dieser jemand seinen Mitmenschen auch das Recht eingestehen, dies zu kritisieren oder gar zu verurteilen. Meinungsfreiheit muss – wenn man sie für sich selbst einfordert – auch für das Gegenüber gelten.

Wenn man darauf besteht, in seinem Sprachgebrauch bspw. das N-Wort oder das Z-Wort zu verwenden, sollte man sich fragen, ob man wirklich bereit wäre, bspw. einen Schwarzen im privaten Umfeld mit dem N-Wort anzusprechen. Wenn man an dieser Stelle sagt: „Nein, niemals, sowas tut man nicht.“, dann sollte man dieses Wort auch nicht dann verwenden, wenn man über diesen Menschen spricht.

Respektvolle Sprache ist so einfach.

Es tut uns nicht weh, wenn wir Begrifflichkeiten, Worte, Ausdrücke, die andere Menschen verletzen (können), einfach nicht verwenden. Wenn wir im Umgang mit unseren Mitmenschen rücksichtsvoll und respektvoll sind. Ein Schnitzel mit Paprikasoße ändert seinen Geschmack nicht nur deshalb, weil es jetzt nicht mehr „Z-Schnitzel“ heißt.

Natürlich haben wir in Deutschland, Europa, der Welt sicherlich weit wichtigere, größere Probleme – aber sollten wir nicht gerade deshalb ein solches, vermeintlich kleines Problem, sofort lösen? Dann ist es erledigt. Wie oft hören wir von Menschen: „da kann ich als Einzelner ja eh nichts ändern. Also engagiere ich mich gleich gar nicht.“ Hier könnte jeder Einzelne von uns etwas ändern. Etwas, das für viele andere Menschen einen wichtigen Effekt hätte. Warum also tun wir es nicht einfach?

Stattdessen echauffiert man sich, dass Restaurants ihre Speisekarte oder eine Süßigkeit nun Schaumkuss heißt. Für uns ändert sich doch dadurch nichts, das Produkt schmeckt immer noch gleich – aber viele andere Menschen fühlen sich dadurch besser und respektiert.

Genauso, wie man jemanden nicht einfach per Du anspreche, wenn man weiß, dieser Jemand legt Wert darauf, per Sie angesprochen zu werden. Oder wie man eine Frau, von der man weiß, sie kann keine Kinder bekommen, sich aber sehnlichst welche wünscht, nicht einfach fragt: „Na, wann ist es denn jetzt endlich soweit?“. Wir sagen zu Menschen mit einer körperlichen Behinderung nicht mehr „Krüppel“ und zu Menschen mit einer geistigen Behinderung nicht mehr „Idiot“ oder „Schwachsinniger“. Man selbst muss eine Verletzung, die durch die eigenen Worte passieren kann, nicht verstehen oder selbst erlebt haben, um dem Gegenüber ein Stück weit entgegenkommen zu können.

Es geht am Ende nicht darum, es zu jeder Zeit jedem recht zu machen. Es geht vielmehr darum, das Gegenüber ernst zu nehmen und bereit zu sein, sich selbst, das eigenen Handeln und Denken immer mal wieder zu reflektieren.

Sprache entwickelt sich weiter, genau wie wir Menschen. Sprache verändert sich.

Saskia Ganter (Ortsvereinsvorsitzende)
Petra Fischer (ehemalige Stadträtin in Oberkirch)
Wolfgang Lacherbauer (ehemaliger Stadtrat in Oberkirch)

Saskia Ganter
saskia.ganter@spd-oberkirch.de