Nachhaltigkeit leben – Möglichkeiten für Oberkirch

Ziele für nachhaltige Entwicklung

Nachhaltigkeit leben – Möglichkeiten für Oberkirch

Der OB-Wahlkampf ist nun schon in vollem Gange. Das Thema Nachhaltigkeit wird hier einen hohen Stellenwert haben, wenn man den Äußerungen einiger Kandidaten Glauben schenken darf. Was aber bedeutet das, Nachhaltigkeit? Bemüht man eine allseits bekannte Internet-Suchmaschine findet man diese Antwort: „Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden.“

Die Vereinten Nationen haben im Herbst 2015 mit der „Agenda 2030“ insgesamt 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung – die sogenannten „SDGs“ = Sustainable Development Goals“ – zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten formuliert. Auf der Internetpräsenz unserer Bundesregierung steht hierzu: „Die Agenda ist ein Fahrplan für die Zukunft. Ihr Leitziel ist es, weltweit menschenwürdiges Leben zu schaffen. Dies umfasst ökonomische, ökologische und soziale Entwicklungsaspekte. Alle sind aufgefordert, ihr Tun und Handeln danach auszurichten.“

Was bedeutet dies nun für unsere Kommune, für den ländlichen Raum? Und welche dieser insgesamt 17 Ziele sollten wir uns verstärkt widmen? Für welche dieser Ziele soll sich der/die künftige Oberbürgermeister:in stark machen? Dazu schauen wir uns die 17 Ziele erst einmal kurz an:

Ziel 1: Keine Armut
Ziel 2: kein Hunger
Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen
Ziel 4: hochwertige Bildung
Ziel 5: Geschlechtergleichheit
Ziel 6: sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Ziel 7: bezahlbare und saubere Energie
Ziel 8: menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
Ziel 10: weniger Ungleichheiten
Ziel 11: nachhaltige Städte und Gemeinden
Ziel 12: nachhaltige/r Konsum und Produktion
Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
Ziel 14: Leben unter Wasser
Ziel 15: Leben an Land
Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Ziel 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

An dieser Stelle möchte ich auf einige Punkte besonders eingehen und diese ausdrücklich zur Diskussion stellen. Ich freue mich an dieser Stelle über Rückmeldungen. Diese können gesendet werden an info@spd-oberkirch.de.

Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
Ziel 13  |  Maßnahmen zum Klimaschutz

Was kann die Kommune hier aktiv leisten? Nehmen wir als Beispiel unsere Innenstadt mit der versiegelten Fußgängerzone. In der damaligen Befragen zur Fußgängerzone wurde die Frage gestellt, was man mit einer bestimmten Fläche in der Fußgängerzone machen würde. Meine Antwort war so kurz wie sie einfach war: „Einen Baum pflanzen.“

Heute weiß ich: diesen Wunsch haben sehr viele Bürger:innen gehabt – und haben diesen auch heute noch -, doch leider war das nicht im Sinne der Planenden. Meiner Meinung nach war man nur darauf aus, die Fußgängerzone nach (den eigenen) ästhetischen Gesichtspunkten zu gestalten. Zwei einzelne Schattenbäume, jeweils am Anfang und Ende der Zone, sollten reichen.

Mittlerweile zeigt sich, dass dies nicht der Fall ist. Durch unsere heißen Sommer, die es auch in Zukunft geben wird, heizt die Innenstadt auf. Die tropischen Nächte führen dazu, dass auch in den dunklen Stunden keine Abkühlung mehr erfolgt. Hinzu kommt der extreme Wassermangel in den Sommermonaten. Laubbäume können hier Abhilfe schaffen, sowohl als Schattenspender als auch zur generellen Abkühlung der Umgebungstemperatur.

Ein Beispiel ist das „Prinzip der Schwammstadt“ für die Pflanzung von Bäumen in der Innenstadt. Dieses Konzept sieht vor, dem Baum unterhalb der befestigten Oberfläche in miteinander verbundenen Schotterkörpern mehr Raum zu geben. Das Substrat unter der Oberfläche ist dabei namensgebend für das Konzept und funktioniert wie ein Schwamm: er speichert Regenwasser und gibt dieses nach und nach wieder an den Baum ab, sicher so das Überleben des Baumes.

Welche Möglichkeiten gäbe es noch?

Ich bin überzeugt, dass insbesondere in der Stadtplanung ein erhöhtes Augenmerk auf den Klimaschutz gelegt werden muss. Es gibt viele Ansätze, die insbesondere unsere Nachbarkommunen mit dem Projekt LoKlim – „Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen“ – zusammen mit der Universität Freiburg angehen.

Gemeinsam mit anderen Städten und Kommunen aus Baden-Württemberg wird in dem auf drei Jahre angelegten Projekt versucht, Maßnahmen zu identifizieren, um dem Klimawandel lokal aktiv entgegenzutreten.

Ich frage: warum ist Oberkirch da nicht mit dabei? Warum haben wir in Oberkirch immer noch kein Klimaschutzkonzept?

Ziel 11  |  Nachhaltige Städte und Gemeinden

Zugegeben. Das ist sehr allgemein formuliert, aber was stellen wir uns darunter vor, wenn wir uns die in der Einführung genannten Ziele nochmals vergegenwärtigen?

„… die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden.“

Ziel 11: nachhaltige Städte und Gemeinden

Auch hier gibt es viele Handlungsfelder, wo unsere Kommune aktiv werden kann. Ich selbst stelle folgende Themen zur Diskussion:

  • Flächenverbrauch
  • Innenverdichtung
  • Vorrangflächen für wertvolles Ackerland

Ja, ich muss zugeben, die Umfahrung Zusenhofen bringt einen Flächenverbrauch mit sich, der immer wieder in der Diskussion steht. Aber auch hier gibt es Alternativen. Man muss die Straße nicht für den Verkehr mit 100 km/h ausbauen, eine Geschwindigkeit von 70 km/h reicht hier vollkommen aus. So kann die Straße schmäler gebaut und der Flächenverbrauch spürbar reduziert werden.

In Gewerbegebiet könnte man Kombinationen aus Handel und Wohnen ermöglichen. Warum soll man nicht über einem ALDI oder LIDL wohnen können? In anderen Städten geht dies bereits.

Um wertvolles Ackerland zu erhalten, sollte man bei der Ausweisung neuer Wohngebiete verstärkt den Geschosswohnungsbau einplanen und Konzepte für die Innenbereiche entwickeln, um Bestandsflächen und leestehende Gebäude wieder einer Nutzung zuzuführen.

Dies sind nur einige Gedanken zum großen Thema „Nachhaltigkeit“. Wenn man sich damit beschäftigt, merkt man schnell, wie umfangreich dieser Begriff ist und man sollte ihn nicht als Schlagwort verwenden. Wir sollten spätestens jetzt damit beginnen, nachhaltig zu leben.

Einen ganz praktischen Vorschlag dazu hätte ich, den auch wir als Ortsverein SPD Oberkirch realisieren könnten. Der Ortenaukreis führt Warentauschtage durch und sucht hierfür noch nach weiteren Orten. Auch das ist Nachhaltigkeit: Dinge, die wir nicht mehr brauchen einer neuen Nutzung zuzuführen.

Auch die kleinen Schritte zählen!

Meinung  |  Kommentar von Petra Fischer

Beisitzerin in der Vorstandschaft der SPD Oberkirch
ehem. Stadträtin von Oberkirch und ehem. Ortschaftsrätin von Zusenhofen

SPD Oberkirch
info@spd-oberkirch.de