11 Feb Nachruf
Mehr als 50 Jahre Parteimitglied, 20 Jahre davon als Stadträtin im Oberkircher Gemeinderat vertreten, ausgezeichnet mit dem silbernen Ehrenzeichen des Städtetages Baden-Württemberg, lebenslanges Engagement – so lässt sich Irene Peters politisches Leben in aller Kürze zusammenfassen.
Mit Irene Peters Tod verlieren ihre Familien und Freunde einen wunderbaren, zugewandten Menschen. Auch wir in der SPD Oberkirch trauern, nicht nur um eine engagierte ehemalige Stadträtin, Ortsvereins- und Fraktionsvorsitzende. Wir verlieren mit Irene einen wachen Geist und eine Frau die für die Sozialdemokratie lebte. Irene Peter war uns Unterstützerin, Freundin, Ideengeberin. Sie wird und auf allen Ebenen fehlen.
Liebe Irene,
„Unsere Aufgabe ist, revolutionärer Vortrupp zu sein.“ – dieses Zitat wird Willy Brandt zugeschrieben. Du selbst sagtest einmal, dass du mit deinen Ideen in Oberkirch „immer ein bisschen zu früh dran“ warst. Wir werden die Erinnerung an deine revolutionären Ideen, deinen Weitblick, deine Kraft und dein Engagement immer im Herzen tragen und in Ehren halten!
Unsere Gedanken an dich werden immer von Dankbarkeit und großer Wertschätzung geprägt sein.
Stöbert man nach Informationen über das politische Wirken von Irene und über die Spuren, die sie in Oberkirch hinterlassen hat, findet sich ein schöner Zeitungsartikel der Acher-Rench-Zeitung vom 30. September 2004, den wir an dieser Stelle wiederholen möchten:
Immer ein bisschen zu früh dran!
Artikel von Heinz Hättig | 30. September 2003
Dieser Tage wurde Irene Peter aus dem Gemeinderat Oberkirch verabschiedet. 20 Jahre hatte sie für die SPD im Ratsgremium mitgewirkt und mehrfach Anregungen gegeben, die – so sagt sie – auf Grund der Parteikonstellation zunächst auf die lange Bank geschoben wurden.
„Ich war mit meinen Ideen immer ein bisschen zu früh dran“, schmunzelt Irene Peter. Jahrelang habe sie um die Einstellung eines Jugendreferenten gekämpft. Sie sei abgeblockt worden, bis der Bedarf offensichtlich war. Heute sei die Notwendigkeit von Jugendsozialarbeitern kein Thema mehr. Genauso sei es ihr mit der Einführung eines Samstag-Wochenmarktes gegangen. Erst habe es geheißen, es gebe keine Beschicker. Dann habe sie selbst welche gesucht und benannt, und ein Jahr später sei ihre Anregung »unter schwarzer Flagge« als Bauernmarkt wieder aufgetaucht. So habe sich ein anderer die Verdienste um den Samstag-Markt ans Revers geheftet.
Drittes Beispiel: Als am 2. Weihnachtstag 1999 der Orkan »Lothar« übers Land fegte und ganze Wälder wie Streichhölzer umknickte, beantragte die »Grande Dame« der SPD, die Lothar-geschädigten Waldbesitzer mit einem Betrag von 100 000 Mark zu unterstützen. Das geschah auch, doch als vor einiger Zeit das Dankschreiben eintraf, war ihrer Aussage nach die SPD als Initiatorin mit keinem Wort erwähnt.
Irene Peter klingt nicht verbittert, wenn sie dies erzählt. Sie weiß, dass sie mit der SPD im Oberkircher Gemeinderat hoffnungslos in der Minderheit war. Sie bildete quasi eine »Randgruppe«. Schon ihre Wahl im Jahre 1984 war eine große Überraschung gewesen, hatte sie doch vier Merkmale, die nicht eben für sie sprachen. Sie war erst zwölf Jahre vorher zugezogen, eine Frau, evangelisch und trat für die SPD an. Bei der damaligen Kommunalwahl machte sie Briefwahl und fuhr unbeschwert zu einer Familienfeier nach Norddeutschland, bis sie der Anruf von Parteifreund Kurt Kautz erreichte: »Setz dich hin, du bist gewählt!«
Irene Peter, die als Sonderschulrektorin zuletzt 15 Jahre lang die Krankenhausschule im Ortenaukreis leitete, war und ist in vielen Bereichen engagiert. Sie gehört zum Mitarbeiterkreis der evangelischen Kirchengemeinde und ist im Kinderschutzbund aktiv. Die jetzt gewonnene Zeit will die 69-Jährige für ihre Familie mit drei Kindern und vier Enkeln nützen, aber auch für eigene Interessen. Französisch aufpolieren Sie ist eine leidenschaftliche Gärtnerin, will für den Garten töpfern und mit ihrem Mann verreisen. Vornehmliches Ziel: englische Gärten. Sie hat den Bürgerbus nach Haverfordwest ins Leben gerufen, der im kommenden Jahr zum dritten Mal nach Wales fahren wird. Außerdem will sie ihre Französisch-Kenntnisse aufpolieren.
»Oberkirch hat in den vergangenen 20 Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Ich habe die Stadt und ihre Bürger dabei begleiten dürfen«, zieht Irene Peter eine positive Bilanz ihrer Tätigkeit. Wenn sie mal »down« gewesen sei, habe sie im richtigen Moment Zuspruch erfahren, der sie wieder aufgebaut habe. Irene Peter: »Oberkirch braucht weiterhin engagierte und kritische Frauen im Rat.«