11 Aug Rote Kirschen zu fairen Preisen
Zwischen den Kirschbäumen trafen sich vor kurzem Obstbauern der Region mit Matthias Katsch. Am Rande seines Feldes in Renchen-Erlach, wo er Passanten die letzten Kirschen der Saison im Direktverkauf anbot, begrüßte Christoph Unterhaslberger den SPD-Bundestagkandidaten an seinem Kirschwägele zum politischen Meinungsaustausch. Bei der kleinen Fläche lohne sich der Weiterverkauf an größere Abnehmer nicht, sagte sein Sohn und Nachfolger Tobias, der sich zurzeit mit der Imkerei ein Zusatzgeschäft aufbaut.
Zusammen mit den Renchner Gemeinderäten Egon Busam und Heinz Schäfer berichteten die beiden dem Bundespolitiker von der Lage der Obstbauern in der Ortenau. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung kennt sich Schäfer mit den Schwierigkeiten gerade der kleinen Familienbetriebe aus. Busam, der auch Kreisvorsitzender des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) ist, wies auf die Probleme mit dem Mindestlohn für Saisonarbeiter hin: „Wir konkurrieren hier in Baden mit Obst aus Südeuropa, etwa aus der Türkei.“ Bundestagskandidat Katsch hielt dies für nicht gerecht weil die tatsächlichen Transportkosten in den Endpreisen der Waren nicht enthalten seien.
Obst über Tausende Kilometer quer durch den Kontinent zu fahren und dabei noch die Preise der regionalen Anbieter zu unterbieten: Das gehe nur, weil dabei die ökologischen und sozialen Kosten nicht enthalten seien: „Das kann nicht so bleiben“, sagte er, „wer sich bei uns an hohe Standards beim Anbau und auch bei den Löhnen hält, darf nicht verdrängt werden von Anbietern, die von den schlechten Bezahlungs- und Arbeitsbedingungen der Landarbeiter sowie der Fahrer in der Transportbranche profitieren.“
Die Verbraucherinnen und Verbraucher können heimische Anbieter unterstützen, indem sie regionale Produkte bevorzugen – darin war man sich einig. Aber es brauche auch EU-weite Regelungen, die der Ausbeutung von LKW-Fahrern und von Geflüchteten in den landwirtschaftlichen Regionen der europäischen Südens Riegel vorschieben. „Wer bei uns arbeitet, soll auch nach unseren Standards bezahlt werden“, forderte Katsch. Dafür werde er sich in Berlin einsetzen.